17 d’octubre 2016

Etwas vergeht in die Seele, wenn einen Freund uns verläßt (f*ck die neue Rechtschreibung)

Algo se muere en el alma...
Ich erlaube mir 'ne kleine Unterbrechung in der Sprachwahl, da ich es für wichtig halte, dieses Post auf Deutsch zu schreiben.
Allererstens, ich habe so lange kein Deutsch geschrieben ich bin mir nicht sicher, ob ich es fähig sein werde genau auszudrucken, all die Gefühle, die Erinnerungen, die nach deinem Tod, lieber Ulf, geweckt sind.
Ich habe es tagelang verpeilt, etwas zu schreiben,  aber jeden Moment, seitdem ich erfahren habe, daß du bloß endgültig nicht mehr da bist, habe ich mich erinnert, was für einen enormen Einfluß du in meinem Leben gehabt hast. Du, ihr, Los Ulf. Und ich bin dir und Chris so unheimlich dankbar, daß ich Euch begegnet habe.

Ich kam nach Deutschland gleich nach einem einjährigen Aufenthalt in den Staaten.
Mir kam Frankfurt so unheimlich vor, so grau, so leise, so dunkel und leer Abends...
Ich konnte bloß ein paar Wörter auf Deutsch, aus einem Kurs den ich an der Uni Barcelona teilgenommen hatte. Ich dachte echt nicht, daß ich so eine verdammtdochmal komplizierte Sprache beherrschen konnte. Ich vermisse sehr, mein Alltag auf Deutsch zu verbringen. Die Schwierigkeit war langsam eine Liebe, und eine Etdeckungsreise auf die "Sprachfreak" in mir, die ich nicht kannte.
Ich war an Amis gewohnnt. So extrovert und so begab in der Kunst von "small talk". Deutsche waren brutal ehrlich, was viel Näher an meinen Charakter fühlte. Aber ich brauchte 'ne gute Weile mich einzuleben.

Ich erinnere mich kaum an meine Komilitonen im deutschen Kurs an der Uni. Nur an meinen Lehrer, Otto, aus Aschaffenburg. Aber ich saß die mündliche Prüfung mit Carlos, einen Typen aus "La Mora", das war's.

Ich erwähnte Carlos, daß ich Deutsch lernen wollte, um Übersetzerin zu werden, und daß ich eine Stelle als Au-Pair in Frankfurt gefunden hatte. Er gab mir die Nummer Eurer Sohn, Ollie. Ich hatte es in meinem Tagesbuch, nur falls was schief laufen sollte.

Ach Frankfurt... Frankfurt hat mich in so vielen Art un Weisen geprägt...
Im Gegenteil zu den Staaten, in Europa bist du als Au-Pair eine Art Putzfrau mit Kindern ohne Freizeit. Meine Beziehung zu meiner ersten Familie war so traurig. Drei höchst agressive Kinder, die ich nicht verlassen wollte, weil jedes Mädchen immer zu früh aufgegeben hatte. Ich konnte merken wie schnell ich Deutsch lernte: "beiß mich nicht", "das ist gefährlich", "das tut weh", "hör mal zu!", "hör mal auf" - meine ersten Wörter.

Ich arbeitete ohne Ende und schrieb meinen besten Freunden endlose Briefe aus einem kleinen Zimmer, wo ich immer 'Viva' am Fernsehen an hatte. Ich machte auch Aufnahmen für meinen damaligen Freund (Kassetten). Ich habe sie noch. Es war unglaubich schön. Die Einsamkeit, seine Unterstützung. Die Reise nach England um ihn zu sehen...

Endgültig gab ich die Familie auf, vor einer  Reise in die Alpen. Ich wollte, daß die Kinder in den Urlaub von mir vergessen würden.

Und dann nahm ich das Telefon. Und rief Euch an:
"Ich bin eine Freundin von Carlos" - und so begann unsere Beziehung. Der falsche "Carlos", da ihr dachtet, ich sei die Freundin Eurer Nachbarn in Tarragona.

Ihr wart so offen und so cool! Ich saß bei Euch am Wohnzimmer, beim Herd stundenlag "Micky Mouse" Bücher zu lesen und ich schlug jedes Wort, jeden Verb, im Wörterbuch zu um mit Euch  kommunizieren zu können.

Unbewußt lernte ich schnell den Konditional 2. "Wenn ich es anders gemacht hätte, ginge alles besser", oder sowas. Und ich lernte die universelle Antwort auf warum?: "es ist mir so passiert"
Ihr wart stolz auf mich, und ich darauf, daß ich Ersatzeltern gefunden hatte, die jene Träume, die meine Eltern für Unsinn hielten, völlig unterstützen.

Mit dir, Ulf, lernte ich viel von Kaisern und Geschichte. Dein enzyklopädisches Wissen war so breit, ich konnte dich kaum folgen. Ich ging mit dir zu Schlößer um "quadratische, praktische, gute" Steine zu sammeln, um dabei zu helfen, sie umzubauen.

Du warst meinen größten Einfluß, Jazz Musik völlig zu schätzen. Ich ging mit dir zu so vielen Konzerten und so viele Nächte aus mit Freunden in Jazzclubs in Sachsenhausen.

Ich trank Appelwoi mit dir, bis die Socken zuckten, mit Handkäse, um Musik zu machen ;-)
Mit dir lernte ich viel von Wein, etwas, daß ich schon von meinem katalanischen Vater in den Genen trug. Und es tut mir Leid, es hat dich immer genervt, daß ich so stoltz mich als Katalanin bezeichne. Vielleicht habe ich Mal bald Recht. Aber du wirst mich nie als rechtliche Katalanin sehen. Schade, da hätte ich dich damit ein Bissel weiter nerven können. Mit aller Liebe!

Das Leben ist unfair. Ein Mann, stark wie eine Eiche, einer der wenigen Deutschen, der damals, als Junger Mann in die Staaten ging um Englisch zu lernen. Ein Mann, der in vielen Ländern gelebt hat, der Niederländisch so spaßig [grappig] fand (und so gut sprach!), der mehrere Sprachen fließend sprach... Und ein erzogener Vegetarier, das hatten wir gemeinsam.
Das ist doch Scheiße! Sorry, war es nicht so, daß wir Vielsprächiger weniger Chancen haben, Alzheimers (el amigo alemán) zu kriegen?

Als ich keinen Ausweg fand, warst du Lösungs-orientiert und halfst du mir dabei, einen Job in Frankfurt zu finden. Bei der "Chicago Meat Packers" und sogar bei "Lufthansa".
Am Ende landete ich einen Au-Pair Job bei der Familie Kiefer. Heutzutage auch noch meine deutsche Familie. Kieferland! Ich lernte Lars kennen. Bisher, mein Kind, mein "Pato", mein "Monkey". Ich bin noch mit Lars und den Kiefer in Verbindung, und ich merke, wie stark unserer Bund ist.
Alles dir sei Dank, lieber Ulf.

Jeden Donnerstag, hielst du mich vom Kieferland ab und wir gingen nach Bad Vilbel, beim Verein schwimmen. Dir sei Dank habe ich das Tauchen gelernt. In Heilsberg trank ich das Wasser aus der Brunne, die, laut dir, mir "stark machen wurde". Und Abends aßen wir Schaffskäse überbacken, ganz liebevoll und unkompliziert bei Chris, deiner Frau, meiner deutschen Leihmutter, gemacht. Mit Piri-piri. Ganz Scharf. Wir lieben doch scharfes Essen, gell?

Dein Projekt war, daß ich in Deutschland bliebe, um eine Übersetzerin zu werden. Ihr, Chris und Dich, nahmen mich mit zu einem Tagesausflug nach Heidelberg, um mir eine Idee von deutschen Unis zu geben.
 Und ich blieb. Nicht in Heidelberg, aber in Germersheim. Meine Identität, mein Dorf, mein "Culo Dil Mondo", die Uni der Sprachfreaks, wo ich so viele Menschen traf, die so komisch wie ich waren. Die besten Jahren meines Lebens. Alles Dir zu danken. Du halfst mir mit der Bewerbung und auch dabei, meine deutsche Prüfung zu bestehen. Du warst so Sprachbegab! Dir ist es auch zu bedanken, daß ich morgens die "Frankfurter Allgemeine" mit seiner super Hoch-verwickelten Sprache laß. Obwohl ich eher eine Lesering der "Süddeutsche" oder "Die Tageszeitung" bin. Mit dir kam ich die deutsche Sprache näher und heutzutage, obwohl gerüstet, finde ich sie noch einen Teil von mir. Es gibt Wörter, die man nur auf Deutsch ausdrücken kann.

Zum Schluß, ein historisches Foto. Ich schloß mein Studium in Deutschland ab, und meine 'echte' Eltern kamen mich ENDLICH besuchen.
Ich nahm ein Foto von meinen 2 Eltern. Ich habe das Foto immer an meiner Wand. Mit der Schatzkiste von Lars, meinem VW Bus, meiner besten Freundin, meinen Großeltern und einigen Erinnerungen aus Germi, die ich noch als "Hardcopy" behalte.



Das Foto war von Tinte bekleckert, und ich hab' sie nicht entfernen können. Ich wünsche mir, daß die Zeit nie vergehen würde und dieses Foto noch aktuell wäre.

Aber die Zeit vergeht.
Erinerungen bleiben...
Ich erinnere mich, als ich Schluß mit meinem deutschen Freund machte, wie ich zu dir kam, so entsetzt, und wir gingen in die Gaststäte in Vilbel mit deinem Freund Helmut Bier trinken. Ich sagte zu dir: "Ich denke an das Lied von Drafi Deutsche, wenn sie sagen: "Alles, alles geht vorbei"
Dann sagtest du: "Tja, alles hat ein Ende"
Und Helmut antwortete: "Doch die Wurst hat zwei". Und plötzlich ging mir alles besser durch das Lachen - und das leckere Kölsch -
Ich habe das Wort "Würstchen" nie richtig ausprechen können.
Alles hat ein Ende. Das Würstchen (oh Gott) hat zwei. Das Leben geht weiter.
Meine "Los Ulf", meine deutschen Eltern. Ich bin Euch mein Leben dankbar. Ich hoffe, ein Stückchen Ulf wird in mir noch weiterleben.
Ich habe dich so Lieb. Du hättest nie gehen sollen. Du bist Jahrelang meine Quelle von Bewunderung gewesen.
Ich werde Dich für immer in meinem Herzen bewahren und dich NIE vergessen.
In Erinnerung: Ulf Goertz verlaß uns am 9 Oktober. So ein Mann hat's kaum gegeben.
Ich bin dir alles Schuld, daß aus mir geworden ist. Meine Inspiration, meine Ausbildung, meine Lebensanschauung.

Verdammt doch mal, daß die Zeit vergeht und du nicht mehr da bist. So unfair. Coi de vida...